FAKTUM, 2018
mixed-media installation
12 x 160x 20 cm
cement | ceramic | grape juice | polyvinylchloride | pump | raisins | wood
Die Brunneninstallation eröffnet eine Gleichung. Der wässrig dünne Traubensaft zirkuliert in einem Pumpsystem, das selbst unsichtbar bleibt, darin stecken: libidinale Ströme, kreisendes Begehren. Es ist der Saft der getrockneten Trauben. Auf der glatten Fliesenwand befestigt, erscheinen sie wie Psychen: fest verfugt in den Gestellen unserer Epoche. Sie besetzten die Stellen, die ihnen durch übermächtige Systeme und Strukturen zugewiesen werden. Gleichzeitig bleiben diese Orte unmarkiert, weil sie - längst internalisiert - nicht mehr mitgesehen oder miterlebt werden. Die Stellen bleiben also leer, insofern das psychische Erleben so sehr mit seinem Systemort verschmolzen ist, dass es die Struktur ist, die sieht bzw. genießt. Wie eine Matritze senkt sich die Struktur in die Trauben hinein und presst sie aus, lässt sie vertrocknen: Paradigma parasitärer Herrschaft. Die Innensicht dieser Herrschaft ist eine Art zelluläre Dumpfsinnigkeit oder angefeuchteter Zynismus. Sie artikuliert sich als eine Unfähigkeit, die Verbindung zwischen dem Unvermögen , die eigene Weltstelle zu sehen und dem narzisstischen Genießen, das die eigenen Handlungen leitet, zu sehen. Das verborgene Pumpsystem erscheint als glatte, verflieste Oberfläche. Die Psychen sind von ihrem Begehren getrennt. Es ist Medium einer abstrakten Zirkulation geworden, der Ware gewordene Wunsch.
Text by Felix Clausberg